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Midnight Icefjord Marathon in Grönland

Eismeer, Schneesturm, Schlittenhunde – Das Abenteuer meines Lebens.

Thomas Appel aus Ungerndorf hat in seinem Leben schon viele abenteuerliche Auslandsreisen unternommen und auch im Laufsport immer wieder große neue Herausforderungen gesucht.

Unvergessen sind und bleiben ein Marathon am Polarkreis in Norwegen, ein Silvestermarathon in der Schweiz mit Start Punkt Mitternacht zum Jahreswechsel oder ein Lauf auf den Spuren von „Nessie“ beim schottischen Bergmarathon entlang des See Loch Ness.

Stolze 44 ganze und über 350 halbe Marathons hat der Ungerndorfer Ortsvorsteher in seinen Beinen und Waden. Die jüngste Sport-Tour führte den Baupolier aber zu einer ganz besonderen Destination.

Ende Mai flog Thomas Appel für eine Woche nach Grönland zum ebenso legendären wie eisigen Midnight Icefjord Marathon! Schon die Anreise entpuppte sich als Herausforderung, zumal Flüge nur über Island oder Dänemark möglich waren. So legte der 44-Jährige sowohl bei der An– als auch bei der Abreise Zwischenstopps in Kopenhagen ein, samt Übernachtung und Sightseeing.

Beim Hinflug folgte schließlich in den frühen Morgenstunden ein viereinhalb Stunden langer Weiterflug nach Kangerlussuaq in Grönland. Das dortige Flughafenareal steht auf einem alten Militärstützpunkt aus dem 2. Weltkrieg. In der ganzen Stadt gibt es genau einen einzigen Supermarkt, ein Restaurant und lediglich 35 Kilometer Asphaltstraße. Gemeinsam mit 15 weiteren Marathon-Abenteurern nutzte Appel den achtstündigen Aufenthalt zum Erklimmen des höchsten Berges der Gegend. Am Gipfel durfte man noch kurz den herrlichen Weitblick genießen, bevor ein Schneesturm innerhalb von zwei Minuten Sicht und Abgang erschwerte.

Mit einer kleinen Passagiermaschine ging es weiter nach Ilulissat, dessen Flughafen zu klein für größere Airbusse ist. Gegen 20 Uhr war es endlich so weit und die müde, aber vom Reiseziel auch beeindruckte Lauf-Gemeinschaft landete sicher und checkte eine halbe Stunde später im Hotel ein. Samt atemberaubenden Ausblick direkt vom Zimmer auf die einzigartigen Icefjorde. Die Sportler wähnten sich in einer anderen Welt mit unbeschreiblicher Atmosphäre.

Verständlich, dass neben der ohnedies schon spektakulären Marathon-Streckenbesichtigung samt Probelauf über Stock und Stein auch diverse Wanderungen durch die nahezu unberührte Natur, Eisberg-Besichtigungen oder eine Schlittenhundetour am Programm standen. Weitere Highlights stellten eine Kajak- als auch eine Bootsfahrt am Eismeer zwischen den Eisschollen bei Minus 4 Grad dar.

Am Vorabend des großen Laufs wurde man noch zur gemeinsamen Pasta-Party samt Marathon-Briefing geladen und dann war es so weit. Am Samstag, dem 1. Juni startete um 21 Uhr Ortszeit der Mitternachtssonnenlauf mit ca. 70 internationalen Läuferinnen und Läufern, um 22.30 Uhr folgten knapp hundert weitere Athleten über die Halbmarathon-Distanz.

Die Strecke stellte sich als noch schwieriger als ohnedies erwartet dar, nach nicht mal 2 Kilometern auf Asphalt folgte schon die erste Treppen-Etage hinauf auf schmalen Pfaden über Fels und Geröll. Jeder Schritt musste wohlüberlegt sein, besonders anstrengend machten sich die Teilstrecken durch die Sümpfe(!) aus. Dann wieder warteten Schnee und Eis auf die Teilnehmer, dazwischen irrten auch mal Schlittenhunde umher. An einer Stelle sank Thomas Appel mit seinem linken Fuß bis zu Knie im Schnee ein, auch andere Passagen erwiesen sich als sehr tückisch.

Die unbezahlbaren Eindrücke, wunderschönen Eisberge und on top die untergehende Mitternachtssonne machten die Mühen und Gefahren aber wieder wett und den Trail-Lauf zu einem einzigartigen Adventure-Trip.

Die Temperatur betrug beim Start 2 Grad unter dem Gefrierpunkt, aber der eisige Wind machte die gefühlte Temperatur noch wesentlich niedriger. Die Strecke war alle 20 bis 30 Meter gekennzeichnet, damit die Läufer nicht vom Pfad und auf eine falsche Fährte kommen. Darüber hinaus wurden alle Teilnehmer mit einem GPS-Chip am Fuß ausgestattet, um einerseits zu kontrollieren, ob man auch wirklich die richtige Strecke läuft, andererseits aber auch, um vom Weg abgekommene Läufer ordnen zu können. Alle drei Kilometer standen Labstationen bereit, die von den Mitgliedern des lokalen Laufklubs bzw. den Bewohnern sehr liebevoll betreut wurden. Allerdings standen dort auch aus Umweltschutzgründen keine Becher zur Verfügung. Man bekam im Starter-Paket einen Becher, den man dann 42 Kilometer mit sich trug. Wer den verlor, hatte folglich nichts zu trinken.

Von der Küste führte der Run über die Berge und durch die 5.000-Einwohner-Stadt und den Hafen entlang zum Airport. Beim dortigen Kontrollpunkt gab es ein Armband zur Bestätigung und dann ging es retour zum Startpunkt, gleichzeitig Ziel für alle Halbmarathon-Läufer. Das heißt also, dass Absolventen der Gesamtdistanz die Runde gleich zweimal in Angriff nehmen mussten. Wurde die erste davon nicht unter 4 Stunden bewältigt, durfte man nicht mehr weiterlaufen. Von den 70 Startern kamen aber immerhin 54 ins Ziel. Sehr erschöpft, aber überglücklich.

Thomas Appel überquerte die Ziel-Linie kurz vor 2 Uhr morgens. Die erbrachte Leistung realisierte der dreifache Familienvater erst Stunden später im Hotelzimmer. Der Sieger und Zweitplatzierte kamen aus Grönland selbst, der Niederösterreicher Appel aber belegte den unglaublichen 7. Gesamtrang!

Die Eindrücke und Erinnerungen werden Thomas noch einige Zeit begleiten, dazu gibt es natürlich jede Menge wunderschöner Fotos und Videos. Das Motto der Stunde heißt nun aber Relaxen und Regenerieren, im Somme sollen Krafttrainings forciert und einige Radtouren bestritten werden. Bewusst weniger Laufen. Den nächsten Marathon wird es im Herbst-Winter geben.

Die Wachau ist immer eine Überlegung wert, der Weihnachtsmarathon rund um die Seeschlacht Langenzersdorf böte sich ebenfalls wieder an. Dazu kleinere Benefiz- und Stadtläufe, etwa der alljährliche „Rote-Nasen-Lauf“ oder der vom im Gemeinderat Laa/Thaya engagierten Ungerndorfer mitorganisierte „Lauf um die Burg“ am 21. September.

Im Jahr 2025 soll zum 45. Geburtstag einmal mehr der Vienna City Marathon gelaufen werden, auch ein herausfordernder Auslands-Marathon wird in Erwägung gezogen. Stichwort: Island, Vulkanmarathon. Mal schauen, was Frau und Kinder dazu sagen …

So oder so: Das Abenteuer geht, Pardon, läuft weiter!

„Midnight Icefjord Marathon” in Zahlen

Anstieg Gesamt 889 m, Abstieg 932 m, Kalorienverbrauch 2918 kcal
Zeit 4 h 53 min, 7. Gesamtplatz, Temperatur -2 Grad

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